Über das Projekt
Reassembling Public Space
Analoge und digitale Beteiligungsprozesse von Bürger:innen
Mit Bürger:innen vor Ort gestalteten Arbeit und Leben und Paradise–Park– der Hochschule Düsseldorf von Juli bis Oktober 2021 ein Bürgerlabor am Mintropplatz. Interessierte wurden dazu eingeladen analoge und digitale Strategien der Partizipation zu erleben und über die Gestaltung den städtischen Raum zu erweitern. Wie sieht ästhetischer Widerstand aus? Wie kann man sich einen Platz über Gestaltungsprozesse aneignen? Wie das Spannungsfeld zwischen Realraum und Netzraum lebendig halten?
In kontinuierlich Workshops mit Bürger:innen, Künstler:innen, Stadtwissenschaftler:innen und Politker:innen setzten wir uns mit der ästhetischen Wahrnehmung und Arbeit auseinander. Über die gestalterischen Interventionen wurde die Voraussetzung geschaffen, Machtstrukturen und Automatismen des Denkens und Handelns zu stören. Als Unterstützung für die digitale Transformation übersetzte der Ü-Wagen Aktionen am Platz in ästhetische, digitale Formate und förderte die strategische Vernetzung unter den Bürger:innen, Institutionen und Politik.
Das Phänomen der Verdrängung in der Büger:innen aus der Innenstadt, ist ein allgemeines Problem globaler Städte. Im Hinblick auf diese Verdrängung des Quartiers am Mintropplatz intervenierten wird in die Stadtgestaltung über die Stärkung von Partizipation. Die Raumproduktion ist nach Lefèbvre das Produkt gesellschaftlicher Kräfte – freie Räume, in denen Lebenskonzepte aufeinandertreffen, in denen getauscht, experimentiert und Realität geschaffen wird, gehen über kapitalistische Vergesellschaftungsprozesse verloren. Netzräume sind hier meist die Fortsetzung dieser kapitalistischen Matrix der Macht.
Das Potenzial einer Stadt, sich aus ihrer Bürgerschaft selbst heraus zuentwickeln, geht mit schwindender Präsenz im Realraum verloren. Ohne die Referenz auf diesen Raum, lässt sich auch das Demokratieversprechen des Digitalen nicht einlösen. Wie will ich Raum gestalten, wenn ich kein:e Gestalter:in bin? Wie Stadt sozial denken, wenn es keine Spielräume der Begegnung gibt? Wie für einen Platz kämpfen, wenn die jeweiligen Machtstrukturen nicht erkennbar sind? Wie das Spannungsfeld zwischen Realraum und Netzraum lebendig halten? Mit den Bürger*innen verstanden wir gemeinschaftlich die Stadt als Gestaltungsraum, wir machten den Raum ästhetisch erfahrbar, gestalteten Workshops, Spaziergänge und künstlerische Interventionen und entwickelten eigene digitale Formate.
Das Projekt agierte als Schnittstelle zwischen Bürger:innen und Stadt, zwischen realer Welt und digitaler Welt. Das Ziel war es unsere erarbeiteten Prozesse in digitale Netzwerke zu schleusen, Diskurse über den regionalen Kreis hinaus sichtbar zu machen, sich mit Initiativen zu vernetzen und Erfahrungen zu teilen. Mit unserem Vorhaben sollten Wissen und Gestaltung zusammengeführt werden. Ästhetischer Widerstand und Gestaltungsvermögen transferierten das Wissen der Bürger:innen, um von den Planer:innen und Politiker:innen deutlicher wahrgenommen zu werden und Interessen besser durchzusetzen.
Initiiert wurden die Workshops, Spaziergänge und künstlerische Interventionen Arbeit und Leben und Paradise–Park– der Hochschule Düsseldorf. Der Ü-Wagen als digitales Gestaltungslabor ist schon seit einigen Jahren auf Düsseldorfs Plätzen unterwegs. Ziel ist es, Bürger:innen für Prozesse der Gestaltung zu sensibilisieren. Dies, einerseits, um das Verhältnis von Entwurf und Stadt besser zu verstehen und andererseits, um ihrem Protest aber auch ihren Ideen, über eine ästhetische Gestaltung, zur Sichtbarkeit zu verhelfen. Arbeit und Leben ist schon lange am Platz bildungspolitisch aktiv und kennt die Menschen vor Ort. Echte Partizipation setzt Wissen voraus, wer plant hier was aus welchem Grund, wo steckt Potential zum Widerstand, welche Mittel lassen sich aktivieren. Das Projekt startete den Versuch gemeinsam die Bürger:innen durch das Anstoßen von Prozessen des Wissentausches zu ermächtigen, ihr Recht auf Stadt zu formulieren und durchzusetzen.
Der Platz wurde frei für die Projektion eigener Bedürfnisse und Wünsche. Mit der Vision ein Gegenmodell zur aktuellen Stadtgestaltung zu entwickeln, Erfahrungen weiterzugeben, Kooperationen zu fördern und Bedürfnissen Sichtbarkeit und Relevanz zu verleihen. Über die Aktionen wurde der Platz zum gemeinsamen Spielfeld der Planung und Produktion. Wir öffneten einen kreativen Raum und entwickelten diskursive Felder für Nicht-Künstler:innen und Künstler:innen, um gemeinsam Entwurfsprozesse für die Stadtentwicklung zu denken. Die Bürger:innen hatten die Möglichkeit sich an der Quartiersarbeit zu beteiligen, mitzumachen und mitzuwirken und mit anderen Teilnehmer:innen in den Austausch zu gehen. Eine prototypische Kommunikation und neue Raumszenarien ließen uns gemeinsam fassen, was wir vorher noch nicht denken konnten. Schritt für Schritt erarbeiteten wir uns gemeinsam in die zuvor noch nicht denkbare zu konstituierende neue Wirklichkeit des Mintropplatz hinein.
Mintropplatz–Reassembling Public Space
»Wir bleiben hier!- Jede*r braucht einen Platz«
Ein Kooperationsprojekt von
Arbeit und Leben DGB/VHS Nordrhein-Westfalen e. V.,
Hochschule Düsseldorf und Paradise–Park–
Leitung Projektmanagement
Arbeit und Leben DGB/VHS Nordrhein-Westfalen e. V.
Gabriela Schmitt
Anna Ziener
Leitung Künstlerische Produktion
Hochschule Düsseldorf, Paradise—Park—
Prof. Anja Vormann
Janna Lichter
weitere Mitarbeiter:innen
Patrick Kruse
Marcel Mücke
Laura Oldörp
Gefördert durch den Fonds Soziokultur aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
Ein Projekt im Rahmen der Demokratiewerkstatt Oberbilk